Der Charme des alten Südens
Wie eine Perlenkette säumen sich die historischen Plantagen und stattlichen Herrenhäuser Louisianas von New Orleans bis Baton Rouge den Mississippi entlang und laden die Besucher zu einer Zeitreise in den Süden der USA ein.
Die Historie der amerikanischen Südstaaten ist untrennbar mit dem Sezessionkrieg (1861-1865) und der Geschichte der Sklaverei verbunden – und das bis heute. Auf den herrschaftlichen Plantagen Louisianas ist die Geschichte des Südens auch heute noch so deutlich spürbar wie an kaum einem anderen Ort.
St. Joseph Plantation in Vacherie
Lohnenswert ist ein Besuch auf der St. Joseph Plantation, eine der wenigen noch operierenden Zuckerrohr-Plantagen in Louisianas Mississippi-Region. Neben dem Haupthaus kann man auf dem rund 10 Quadratkilometer großen Anwesen – auf dem auch die „Schwester-Plantage“ Felicity gelegen ist – viele Nebengebäude besichtigen, darunter ehemalige Sklavenunterkünfte, einen Tischlerschuppen, die Werkstatt des Schmieds und ein Schulhaus. Felicity Plantation ist aber für Besucher nicht zugänglich.

Laura Plantation in Vacherie
Ein weiteres Zeugnis der damaligen Zeit ist Laura Plantation, eine kreolische Plantage aus dem frühen 19. Jahrhundert. „Laura“ bietet ein hohes Maß an Authentizität. Der Schwerpunkt bei den Führungen wird hier auf die historischen Fakten gelegt, nicht auf das verklärte, romantisierte Bild, wie es so häufig in Büchern und Filmen dargestellt wird.

Ein Blick auf das noch vorhandene „Slave Registry“ aus dem Jahre 1808 zeigt erschreckend, welchen „Wert“ ein Menschenleben damals hatte und bringt das Schicksal der Sklaven sehr realistisch zu Bewusstsein – von den 195 Menschen, die 1850 auf der Plantage lebten, waren 175 Sklaven. Die Tour führt auch zu den Sklavenunterkünften, die noch bis in die 1970er Jahre von (freien) Landarbeitern bewohnt waren.

Oak Alley Plantation in Vacherie
Die „Grande Dame“ unter den Plantagen Louisianas ist sicherlich Oak Alley Plantation. Im Gegensatz zu dem kreolischen Baustil von Laura Plantation erfüllt Oak Alley das „typische“ Bild einer Südstaatenplantage – pompöse, neoklassische Architektur mit vielen Säulen – typischer Antebellum Stil.
Geprägt ist Oak Alley durch die namensgebende Eichenallee und macht sie damit zu einem beliebten Fotomotiv. Die alten Eichen, die die Allee zur Oak Alley Plantage säumen, sind mehr als nur eine malerische Kulisse für ein tolles Foto – ihre lange, knorrigen Äste, die sich schützend über die Allee legen, scheinen die Geheimnisse der Vergangenheit verbergen zu wollen. Geheimnisse, die dennoch von Zeit zu Zeit ans Licht kommen.

Mitarbeiter berichten von geisterhaften Schatten hinter Fensterscheiben, vom Wiehern und Hufgetrappel unsichtbarer Pferde und dem Klang einer Kutsche, die die Allee entlang fährt – ohne, dass etwas zu sehen wäre. Eine ganze Reisegruppe von 35 Personen war Zeuge des bislang unheimlichsten Ereignisses auf Oak Alley: Während einer Führung flog ein Kerzenhalter vor deren Augen quer durch den Raum. Grund genug für die Fernsehsendung „Ghost Hunter“ im August 2008 einen Beitrag auf der Plantage zu filmen.

Die Plantage diente als Kulisse für viele Filmen, Serien und Fernsehbeiträge. Zu den bekanntesten zählen sicherlich „Mit aller Macht“ (1998, mit John Travolta und Emma Thompson) und „Interview mit einem Vampir (1994, mit Tom Cruise und Brad Pitt). Sogar im Computerspiel „Die Sims“ war Oak Alley bereits zu sehen.
Neben geführten Touren bietet Oak Alley auch Cottages für Übernachtungen an sowie die Möglichkeit Veranstaltungen wie Hochzeiten oder andere Feste auszurichten.
Bei einem Mint Julep (typischer Südstaaten-Cocktail aus Minze, Bourbon-Whiskey, Zucker und Eis) auf der Veranda mit Blick über das malerische Anwesen ist das typische Flair der Südstaaten zum Greifen nahe.

Myrtles Plantation in St. Francisville
Es heißt, dass die übernatürlichen Erscheinungen auf dieser Plantage nördlich von Baton Rouge ihren Ursprung in der Sklavin Chloe haben, die bestraft wurde, weil sie die Hausherren belauscht hatte. Aus Rache servierte sie der Familie einen vergifteten Geburtstagskuchen, wodurch binnen weniger Stunden drei Familienmitglieder den Tod fanden. Chloes Geist soll angeblich noch heute auf der Plantage spuken.
Auch die weitere Geschichte der Plantage und späterer Besitzer ist geprägt von Tod, Mord und Tragödien. Sichtungen verstorbener früherer Bewohner sind durch Fotos und Fernsehsendungen sowie durch Augenzeugenberichte von Anwohnern und Touristen dokumentiert. Eine Übernachtung auf Myrtles Plantation oder eine Mystery Tour bieten die perfekte Gelegenheit zu einer persönlichen Begegnung mit einem Geist.
Magnolia Plantation bei Cloutierville
Die übernatürlichen Erscheinungen auf der Magnolia Plantation verursachten sogar bei der erfahrenen Crew der Fernsehsendung „Ghost Adventures“ eine Gänsehaut. Während der Dreharbeiten in einer früheren Sklavenunterkunft im Jahr 2009 hörten die Geisterforscher Voodoo-Gesänge und Klopfgeräusche. Auf dem Filmmaterial waren hinterher unerklärliche Lichter zu sehen, die die Gegenwart ruheloser Seelen nahelegen.
Die Geschichte besagt, dass ein Aufseher von einem Soldaten der Unionsarmee ermordet wurde, als diese das Haus übernahmen. Die genauen Todesumstände sind jedoch unklar. Der Geist jenes Aufsehers soll in einem der Schlafzimmer des oberen Stockwerks spuken. Auch die Seelen früherer Sklaven sollen noch auf der Krankenstation der Plantage zugegen sein und in einer Sklavenunterkunft haben Anthropologen Hinweise auf Voodoopraktiken gefunden. Das Gebäude ist heutzutage in Privatbesitz, aber ein Teil des Grundstücks gehört dem National Park Service. Touren sind möglich.
Loyd Hall Plantation in Cheneyville
Der Besitzer der Loyd Hall Plantation wanderte im Jahr 1820 von London in die USA aus, wohl auch, um seinem Ruf als schwarzes Schaf der Familie aus dem Weg zu gehen. Der Plan ging auf, bis ihm dann schließlich im Amerikanischen Bürgerkrieg seine Position als Spitzel für beide Seiten zum Verhängnis wurde – der erste einer Reihe von tragischen Todesfällen auf der Plantage. Auch ein desertierter Soldat der Unionstruppen, der sich auf dem Dachboden versteckt hatte, sowie eine Sklavin, die als Kindermädchen tätig war, fanden hier den Tod.
Ihre Seelen haben das Anwesen nicht verlassen und können dabei beobachtet werden, wie sie an der Türklingel läuten, Geschirr bewegen oder Violine spielen – vornehmlich während des Vollmonds. Die Tourguides haben sich mittlerweile an die Besucher aus dem Jenseits gewöhnt, aber für die Gäste des Bed & Breakfasts dürften die übernatürlichen Begegnungen eine recht ungewöhnliche Erfahrung sein.
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